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Was ist Selbsthilfe?

Geben und Nehmen
Eine Selbsthilfegruppe ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich bei ähnlicher Betroffenheit oder ähnlichen Erfahrungen gegenseitig helfen. Die Gruppentreffen haben das Ziel, durch Gespräche und wechselseitige Ermutigung den Alltag mit und trotz Einschränkungen zu verbessern.
Das Leben mit einer chronisch fortschreitenden Erkrankung birgt das Risiko, den Sinn eines solchen Lebens in Frage zu stellen. Gerade in diesem Fall erweist sich die Selbsthilfe als sinnstiftend und tragfähig.

Im Fall von neurokognitiven Erkrankungen empfinden Angehörige häufig eine ähnliche emotionale und auch körperliche Belastung wie Betroffene selbst, weil sie für ihre erkrankten Familienmitglieder eine Stütze sein müssen oder wollen. Selbsthilfe beruht auf Freiwilligkeit und Selbstorganisation, die Teilnehmenden sind Expert:innen in eigener Sache.

Die regelmäßige Teilnahme an Selbsthilfe Treffen schützt vor Isolation, spendet Trost, fördert die Autonomie und erweitert die Kompetenzen im Umgang mit den Veränderungen. Vertrauliche Gespräche mit ähnlich Betroffenen, die Verständnis für die jeweilige Lage haben, in der das angestammte Umfeld oft mit Ungeduld und Unverständnis reagiert, entlasten und vermitteln Akzeptanz.

Der aktive Austausch über die Veränderungen und Herausforderungen einerseits, andererseits aber auch über die schönen Seiten im Leben, trotz neurokognitiver Einschränkungen, macht Lebensmut. Lösungen und Strategien werden im Austausch mit ähnlich Betroffenen leichter umgesetzt, als dies in anderen Gesprächssituationen der Fall ist.

Selbsthilfegruppentreffen fördern gesellschaftliches Engagement, z.B. gegen Vorurteile anzukämpfen oder sich an gemeinsamen Projekten, Aktionen und Aktivitäten zu beteiligen.

© Alexander Püringer
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Selbsthilfe leistet wichtige Beiträge:

Problemlösung durch Erfahrungsaustausch, indem andere vom eigenen Erfahrungswissen profitieren und umgekehrt

Neuorientierung

Enttabuisierung und Entstigmatisierung

Alltags- und Krankheitsbewältigung

Förderung von Verhaltensänderungen und Flexibilität

Begleitung im Krankheitsverlauf und Unterstützung nach der Diagnosestellung (Post-diagnostic Support)

Perspektivenwechsel und dadurch frühzeitige Annahme von Hilfs- bzw. Unterstützungsleistungen

Austausch über Tipps und Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten

Gemeinsame Interessensvertretung in der Politik oder bei Projekten

Selbsthilfegruppen sind nicht für jede oder jeden An- und Zugehörigen geeignet, da nicht jede oder jeder über die eigenen Erfahrungen und Herausforderungen offen sprechen kann oder möchte. In seltenen Fällen ist es möglich, dass die Erfahrungen Anderer keine Erleichterung für die eigenen Probleme bringen und das Gefühl von Hoffnungslosigkeit verstärken.

Selbsthilfe ist weder Ersatz für Therapie oder professionelle medizinische und psychologische Hilfe, noch für Dienstleistungen im Zusammenhang mit Alltag und Pflege.

Die Wirksamkeit von Selbsthilfe entfaltet sich am besten bei regelmäßiger Teilnahme an den Gruppentreffen.